Die Schilddrüse: Schlüssel zur Zyklusgesundheit?

Wenn wir mit Zyklusbeschwerden zu tun haben, denken wir in erster Linie an die Hormone Östrogen und Progesteron. Tatsächlich sollte die erste Frage, die wir uns stellen, aber folgende sein: „Passt eigentlich alles mit der Schilddrüse?“ Der Körper ist ein sehr komplexes System und fast alle Bestandteile interagieren miteinander. So auch die Schilddrüse mit den Ovarien: Beide sind Teil des endokrinen Systems. Eine gestörte Schilddrüsenfunktion kann demzufolge mit Beschwerden, unregelmäßigen Blutungen oder Amenorrhoe zusammen hängen [1].

Disclaimer: Dieser Beitrag ersetzt keine ärztlichen oder therapeutischen Ratschlag. Die Autorin Jennifer Gutwald (M.Sc. Medizin, Ernährung und hormoneller Gesundheit bei Frauen) ist keine ausgebildete Ärztin oder medizinische Fachkraft.

Übersicht

1. Wofür ist die Schilddrüse wichtig?

1.1 Funktion

Beginnen wir mal ganz vorne: Die Schilddrüse befindet sich im Halsbereich, unter dem Kehlkopf. Sie ist lebenswichtig und beeinflusst folgende Aspekte des menschlichen Körpers:

  • Zellteilung- und Wachstum
  • Energiestoffwechsel
  • Verdauung 
  • Thermoregulation/ Körpertemperatur [2]

Wenn die Schilddrüse nicht richtig funktioniert, sind betroffene Personen oft von starker Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme betroffen. Störungen des Menstruationszyklus lassen sich nicht selten mit der Schilddrüse in Zusammenhang bringen.

1.1 Hormonproduktion

Die Hormone der Schilddrüse fügen sich einem Regelkreis: Der Hypothalamus schüttet TRH aus, welches die Hypophyse zur Ausschüttung von TSH anregt. TSH gelangt über den Blutweg zur Schilddrüse und bewirkt eine verstärkte Bildung der Schild­drüsen­hormone T3 und T4. Diese Hormone gelangen über das Blut an die entsprechenden Zielzellen. Per Rückkopplungsmechanismus (siehe Pfeile) wird das Hormonsystem reguliert.

  • TRH – Thyreotropin-releasing Hormon
  • TSH – Thyreoidea-stimulierendes Hormon
  • fT4 – freies Thyroxin (inaktiv)
  • fT3 – freies Trijodthyronin (aktiv)

Würden wir uns das Organsystem des Menschen hierarchisch anschauen, so wäre die Schilddrüse ziemlich weit oben angeordnet. Eine Fehlfunktion der Schilddrüse wirkt sich dementsprechend auf die darunter angeordneten endokrinen Drüsen und Organe aus: Nebennieren, Darm, Ovarien… etc.

Das Problem: Weder zu viel, noch zu wenig Schilddrüsenaktivität ist optimal. Es gibt tatsächlich eine Reihe an Störungen, welche wir uns im Folgenden mal genauer anschauen werden: 

2. Störungen im Überblick

2.1 Überfunktion

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, einer sogenannten Hyperthyreose werden zu viel fT3 und  fT4 produziert, was ein Ungleichgewicht im gesamten Hormonsystem hervorruft. Symptome können sein:

  • Heißhungerattacken
  • gesteigerter Appetit
  • Durchfall
  • Gewichtsabnahme
  • starkes Schwitzen
  • Nervosität, Unruhe
  • Herzrasen
  • Einschlaf- und Durchschlafstörungen
  • Zykusstörungen

Überfunktion und Menstruationszyklus: Auch die Eierstöcke und das Endometrium besitzen Schilddrüsenrezeptoren. Ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen kann zu unregelmäßigen Perioden führen, da der Eisprung unterdrückt wird. Viel häufiger kommt es jedoch vor, dass der Zyklus aufgrund einer Schilddrüsenunterfunktion gestört ist [3]:

2.2 Unterfunktion

Eine Unterfunktion der Schilddrüse wird auch Hypothyreose genannt. Hier handelt es sich um das Gegenteil der Überfunktion: Die Schilddrüse arbeitet nicht mehr richtig und der Körper wird nicht ausreichend mit Tf4 und fT3 versorgt. Symptome können sein:

  • depressive Verstimmungen
  • starker Müdigkeit,
  • Erschöpfung
  • Blutarmut
  • Verstopfung
  • Haarausfall
  • kalte Füße
  • Gewichtszunahme
  • erschwertes Atmen
  • niederer Blutdruck
  • fettige Haut

Interessant ist, dass sich bei einer Schilddrüsenunterfunktion oft eine deutlich niedere Basaltemperatur als der Durchschnitt (unter 36°C). beobachten lässt. Die Basaltemperatur ist jene Temperatur, die am Morgen unmittelbar nach dem Aufwachen und vor jeglicher körperlicher Aktivität gemessen wird. Diese Temperaturmessung wird oft zur Bestimmung des Eisprungs im Rahmen der natürlichen Familienplanung verwendet. 

Wichtig ist jedoch zu betonen, dass das von Frau zu Frau verschieden sein kann und die Temperaturbeobachtung nicht immer eine absolute Aussage über die Schilddrüsengesundheit macht; uns allerdings ein Hinweis sein kann.

In den meisten Fällen wird eine Hypothyreose mit der Gabe von L-Thyroxin behandelt, einer künstlich hergestellten Form des körpereigenen Thyroxins (fT4).

Ursachen für eine Unterfunktion der Schilddrüse gibt es viele, wir sollten jedoch im Hinterkopf behalten, dass es auch Autoimmunerkrankungen gibt, welche die Schilddrüse betreffen und eine Art Unterfunktion triggern: Hashimoto beispielsweise, bei der der Körper Antikörper bildet und die eigene Schilddrüse angreift. Als Resultat daraus ist diese oft entzündet und produziert nicht genügend Hormone.

Unterfunktion und Menstruationszyklus: Die Regelkreise der Schilddrüsenhormonproduktion und der Prolaktinproduktion sind eng miteinander verbunden. Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann in einem erhöhten Prolaktinspiegel resultieren. Prolaktin wird vor allem in der Schwangerschaft und Stillzeit produziert. Eine Hyperprolaktinämie (zu viel Prolaktin ohne Schwangerschaft) ist für die Hemmung von LH (luteinisierendem Hormon) und FSH (follikelstimulierendem Hormon) verantwortlich. Dies kann zu Zyklusstörungen führen, da die gehemmten Genadotrophine LH und FSH für eine unzureichende Stimulation der Sexualhormone sorgen.

3. Welche Laborwerte sollte ich bestimmen lassen?

3.1 Hormone

Zur Analyse der Schilddrüsengesundheit sollten unbedingt folgende Werte bestimmet werden:

  • Thyreotropin-stimulierendes Hormon (TSH): Referenzbereich 0,22-4,46 mlU/l
  • Trijodthyronin (fT3): Referenzbereich 2,3-3,8 pg/ml
  • Thyroxin (fT4): Referenzbereich 0,9-1,6 ng/dl

Darüber hinaus sollte auch eine Messung diverser Antikörper (MAK/TPO, TAK, TRAK) erfolgen, um Hashimoto auszuschließen/ zu diagnostizieren. Hier siehst du, wie die Diagnostik einer Schilddrüsenüberfunktion und einer primären Schilddrüsenunterfunktion aussehen kann:

schilddrüsenunterfunktion_schilddrüsenüberfunktion_schilddrüsenstörung_schilddrüse_pro strength

Leider ist das aber nicht alles. Was, wenn nämlich nicht die Hormondrüse selbst, sondern andere Faktoren für eine Fehlfunktion verantwortlich sind? Jetzt kommen die essenziellen Nährstoffe für die Schilddrüse ins Spiel:

3.2 Mikronährstoffe

Zusätzlich zur Diagnostik der Schilddrüsenhormone gilt es, etwaige Nährstoffmängel aufzudecken [4] [5] [6]. Wenn uns Nährstoffe fehlen, welche zum Bau der Hormone benötigt werden, können logischerweise nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert werden (→Unterfunktion).

Im Blut sollten bestimt werden:

  • Aminosäuren bzw. das Gesamteiweis (Tyrosin)
  • Ferritin (Eisen) 
  • Selen 

Insbesondere wenn Selen fehlt, ist das extrem problematisch, denn Selen ist für die Umwandlung von fT4 zu fT3 zuständig. Wenn die Umwandlung nicht mehr optimal abläuft, spricht man von einer Konversionsstörung. Das bedeutet, in diesem Fall wäre nicht die Schilddrüse selbst das Problem, sondern eigentlich die fehlenden Nährstoffe, damit die Schilddrüse funktionsfähig bleibt.

Zusätzlich sollte auch Jod überprüft werden. Dies geschieht über die Messung im Urin, nicht im Blut. Jod ist der Grundstoff für die Produktion der Schilddrüsenhormone fT3 und fT4. 

Also: Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse immer Nährstoffmängel in Betracht ziehen!!

4. Menstruationszyklus & Schilddrüse: Das ist der Zusammenhang

Wie bereits angedeutet, steht der Menstruationszyklus und die Schilddrüse in Wechselwirkung zueinander. Wenn die Schilddrüse nicht richtig eingestellt wird, kann es sein, dass der Zyklus unregelmäßig wird oder gar ganz ausfällt. Denn: Schilddrüsenhormone beeinflussen die Eizellreifung. Hier siehst du einen „normalen“ Zyklus mit Eisprung:

In jedem Menstruationszyklus reifen mehrere Eizellen heran, von denen eine sehr groß und sprungfähig wird. Wenn zu wenig Hormone für die Eizellenreifung zur Verfügung stehen, kann es sein, dass der Eisprung ausbleibt. In diesem Fall würde man von einem monophasischen Zyklus sprechen. Es gäbe nicht (wie oben abgebildet) eine Follikel- und eine Lutealphase.

Anovulatorischer Zyklen, also Zyklen ohne Eisprung haben oft einen Progesteronmangel als Konsequenz, denn ohne Eisprung, wird wesentlich weniger Progesteron produziert. Bei einem Progesteron Mangel wird darauffolgend tatsächlich eine Schilddrüsenunterfunktion verstärkt, da die Schilddrüsenhormone nicht richtig wirken.

Aber: Ein Progesteron Mangel wirkt sich nicht nur auf die Schilddrüse aus, sondern zieht in Hinblick auf die Zyklusgesundheit einen Rattenschwanz hinter sich her. Ein Mangel an Progesteron und eine Östrogendominanz gehen oft Hand in Hand. Bei einem zu hohen Östrogenspiegel kann eine zyklusabhängige Schilddrüsenunterfunktion entstehen, da der Östrogenüberschuss die Anzahl der Bindungseiweiße erhöht, wodurch die Schilddrüsenhormone stärker gebunden werden und weniger in den Organen freigesetzt werden. Das bedeutet unter dem Strich: Fällt eines der beiden Systeme aus der Reihe, hat das eine Auswirkung auf das andere System. 

5. So bekommst du deine Periode zurück

Eine Abklärung der Schilddrüsenfunktion gehört immer zu einer gynäkologisch-endokrinologischen Diagnostik dazu! Wenn du unter Zyklusbeschwerden leidest, solltest du die Schilddrüsengesundheit unbedingt im Auge behalten. 

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[1] Kakuno, Y., Amino, N., Kanoh, M., Kawai, M., Fujiwara, M., Kimura, M., Kamitani, A., Saya, K., Shakuta, R., Nitta, S., Hayashida, Y., Kudo, T., Kubota, S., & Miyauchi, A. (2010). Menstrual disturbances in various thyroid diseases. Endocrine Journal57(12), 1017–1022. https://doi.org/10.1507/endocrj.k10e-216

[2] Filfilan, W. M. (2023). Thyroid hormones regulate the thermoregulatory mechanisms of the body: review. Pakistan Journal of Biological Sciences26(9), 453–457. https://doi.org/10.3923/pjbs.2023.453.457

[3] Köhrle, J. (2023). Selenium, iodine and Iron–Essential trace elements for thyroid hormone synthesis and metabolism. International Journal of Molecular Sciences24(4), 3393. https://doi.org/10.3390/ijms24043393

[4] Triggiani, V., Tafaro, E., Giagulli, V. A., Sabbà, C., Resta, F., Licchelli, B., & Guastamacchia, E. (2009). Role of iodine, selenium and other micronutrients in thyroid function and disorders. Endocrine, Metabolic & Immune Disorders9(3), 277–294. https://doi.org/10.2174/187153009789044392

[5] Wang, F., Li, C., Li, S., Cui, L., Zhao, J., & Liao, L. (2023). Selenium and thyroid diseases. Frontiers in Endocrinology14https://doi.org/10.3389/fendo.2023.1133000

[6] Zhou, Q., Xue, S., Zhang, L., & Chen, G. (2022). Trace elements and the thyroid. Frontiers in Endocrinology13. https://doi.org/10.3389/fendo.2022.904889

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Online Fitness Coach, Ernährungsberaterin und Dozentin für Frauengesundheit im Sport. Erfahre mehr über mich.