055 Die Schilddrüse als Schlüssel zum gesunden Zyklus

Wenn wir mit Zyklusbeschwerden zu tun haben, sollte die erste Frage, die wir uns stellen, immer sein: Passt alles mit der Schilddrüse? Diese steht mit dem Menstruationszyklus in Wechselwirkung und eine “nicht richtig eingestellte” Schilddrüse kann Ursache für Beschwerden, unregelmäßige Blutungen oder eine ganz ausfallende Periodenblutung sein.

Disclaimer: Dieser Beitrag ersetzt keine ärztlichen oder therapeutischen Ratschlag. Die Autorin Jennifer Gutwald ist Studentin der Medizin, Ernährung und hormoneller Gesundheit bei Frauen (ICNS) und keine ausgebildete Ärztin oder medizinische Fachkraft.

Wofür ist die Schilddrüse wichtig?

Fast jede menschliche Zelle besitzt Schilddrüsenrezeptoren. Die Schilddrüse ist eine lebenswichtige Hormondrüse, welche für Zellteilung- und Wachstum verantwortlich ist, am Fett- und Eiweißstoffwechsel beteiligt ist und die Verdauung und Darmtätigkeit beeinflusst. Außerdem ist die Schilddrüse für den Energiestoffwechsel im Körper verantwortlich – wenn sie nicht richtig funktioniert, sind betroffene Personen oft von starker Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme betroffen. Zuletzt steht die Schilddrüse auch im Zusammenhang mit der Thermoregulation und Wärmeproduktion. Das ist vor allem für Personen interessant, welche täglich ihre Basaltemperatur zum Zyklustracking messen. Dazu aber später mehr. 

Welche Hormone stehen mit der Schilddrüse im Zusammenhang? 

  • fT3 freies Trijodthyronin 
  • fT4 Thyroxin
  • TSH Thyreotropin-stimulierendes Hormon
  • TRH Thyreotropin-Releasing Hormon

Eine Abklärung der Schilddrüsenfunktion gehört deshalb immer zu einer gynäkologisch-endokrinologischen Diagnostik! Dadurch, dass die Schilddrüse ein Organ in einem komplexen Hormon-System ist, sollten wir nicht nur die Hypothalamus-Hypophysen- Schilddrüsenachse anschauen, denn es gehören auch die Nebennieren und Ovarien (Eierstöcke) dazu.

Was passiert bei einer Schilddrüsenüberfunktion?

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden zu viel Trijodthyronin (fT3) und Thyroxin (fT4) produziert, was ein Ungleichgewicht im gesamten Hormonsystem bedeutet. Das zeigt sich oft in Heißhungerattacken, gesteigertem Appetit, Durchfall, Schwierigkeiten zuzunehmen, starkem Schwitzen, Nervosität, Unruhe, Herzrasen, Einschlaf- und Durchschlafstörungen sowie Problemen mit dem Zyklus.

Was passiert bei einer Schilddrüsenunterfunktion?

Eine Unterfunktion der Schilddrüse wird auch Hypothyreose genannt. Hier handelt es sich um das Gegenteil der Überfunktion: Der Körper wird nicht ausreichend mit Thyroxin (Tf4) und Trijodthyronin (fT3) versorgt und zeigt das in Symptomatiken wie depressiven Verstimmungen, starker Müdigkeit, Erschöpfung, Blutarmut und Verstopfung, Haarausfall, kalten Füßen, Gewichtszunahme, erschwertem Atmen, niederem Blutdruck und fettiger Haut. Interessant ist, dass sich bei einer Schilddrüsenunterfunktion oft eine deutlich niedere Basaltemperatur als der Durchschnitt (unter 35°C). beobachten lässt. Wichtig ist jedoch zu betonen, dass das von Frau zu Frau verschieden sein kann und die Temperaturbeobachtung nicht immer eine absolute Aussage über die Schilddrüsengesundheit macht; uns allerdings für eine potenzielle Diagnostik in der Zukunft ein Hinweis sein kann. In den meisten Fällen wird eine Hypothyreose mit der Gabe von L-Thyroxin behandelt, einer künstlich hergestellten Form des körpereigenen Thyroxins (fT4).

Was sind die Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion?

Dadurch, dass eine Fehlfunktion der Schilddrüse vielfältige Ursachen haben kann, ist es ratsam, sich neben den Hormonwerten der Schilddrüse mehrere Parameter in der Diagnostik anzuschauen. Verantwortlich für eine Unterfunktion können beispielsweise auch Nährstoffmägel sein. Diese sind essenziell und fungieren als Hormonbausteine für die Schilddrüse. Darüber hinaus können aber auch Entzündungen oder das Hashimoto ein Grund für die Unterfunktion der Schilddrüse sein. Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper Antikörper bildet und die eigene Schilddrüse angreift. Als Resultat daraus ist diese oft entzündet und produziert nicht genügend Hormone. 

Welche (Blut)-Werte sollte ich bestimmen lassen?

Zur Diagnostik sollten unbedingt die Schilddrüsenhormone wie das Thyreotropin-stimulierende Hormon (TSH) , Trijodthyronin (fT3)  und Thyroxin (fT4) gemessen werden. Darüber hinaus gilt es, etwaige Nährstoffmängel aufzudecken. Im Blut sollten Aminosäuren bzw. das Gesamteiweis (Tyrosin), Ferritin (Eisen) und Selen gemessen werden. Zusätzlich sollte Jod überprüft werden. Dies geschieht über die Messung im Urin, nicht im Blut. Jod ist übrigens der Grundstoff für die Produktion der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (fT3) und Thyroxin fT4. Darüber hinaus sollte auch eine Messung diverser Antikörper (MAK/TPO, TAK, TRAK) erfolgen, um Hashimoto auszuschließen/ zu diagnostizieren. 

Wie erkennen wir eine Primäre Unterfunktion? 

Eine Primäre Unterfunktion der Schilddrüse erkennen wir durch einen erhöhten Thyreotropin-stimulierenden Hormonspiegel (TSH) und erniedrigte Trijodthyronin (fT3)  und Thyroxinspiegel (fT4). Generell lässt sich sagen, dass bei einer primären Unterfunktion die Schilddrüse das Problem ist, weil sie nicht genügend Hormone produziert. Was, wenn aber nicht die Hormomndrüse selbst, sondern andere Faktoren für eine Fehlfunktion verantwortlich sind? Jetzt kommen die Nährstoffmängel ins Spiel. 

Wie erkennen wir eine funktionelle Störung der Schilddrüse? 

Wenn uns Nährstoffe fehlen, welche zum Bau der Hormone benötigt werden, können logischerweise nicht genügend Schilddrüsenhormone produziert werden (Unterfunktion). Besonders relevant sind Tyrosin, Eisen, Selen und Jod. Insbesondere wenn Selen fehlt, ist das problematisch, denn Selen ist für die Umwandlung von Thyroxin (fT4) zu Trijodthyronin (fT3) zuständig. Wenn die Umandlung nicht mehr optimal abläuft, spricht man von einer Konversionsstörung. Das bedeutet, in diesem Fall ist nicht die Schilddrüse selbst das Problem, sondern eigentlich die fehlenden Nährstoffe, damit die Schilddrüse funktionsfähig bleibt. Deshalb: Immer erst Nährstoffe auffüllen, bevor man medikamentös mit Hormonen behandelt. 

Was hat nun der Zyklus mit der Schilddrüse zu tun? 

Wie bereits angedeutet, steht der Menstruationszyklus und die Schilddrüse in Welchselwirkung zueinander. Wenn die Schilddrüse nicht richtig eingestellt wird, kann es sein, dass der Zyklus unregelmäßig wird oder gar ganz ausfällt. Denn: Schilddrüsenhormone beeinflussen die Eizellreifung. In jedem Menstruationszyklus reifen mehrere Eizellen heran, von denen eine sehr groß und sprungfähig wird. Wenn zu wenig Hormone für die Eizellenreifung zur Verfügung stehen, kann es sein, dass der Eisprung ausbleibt. In diesem Fall würde man von einem monophasischen Zyklus sprechen. Anovulatorischer Zyklen, also Zyklen ohne Eisprung haben oft einen Progesteronmangel als Konsequenz, denn ohne Eisprung, wird wesentlich weniger Progesteron produziert. Bei einem Progesteronmangel wird darauffolgend tatsächlich eine Schilddrüsenunterfunktion verstärkt, da die Schilddrüsenhormone nicht richtig wirken. Darüber hinaus wirkt sich ein Progesteronmagel nicht nur auf die Schilddrüse aus, sondern auch auf die hormonelle Dynamik des Menstruationszyklus allgemein: Ein Progesteronmangel und eine Östrogendominanz gehen oft Hand in Hand. Bei einem zu hohen Östrogenspiegel kann eine zyklusabhängige Schilddrüsenunterfunktion entstehen, da der Östrogenüberschuss die Anzahl der Bindungseiweiße erhöht, wodurch die Schilddrüsenhormone stärker gebunden werden und weniger in den Organen freigesetzt werden. Das bedeutet unter dem Strich: Um ganzheitlich gesund zu bleiben, sollten sowohl die hormonellen Dynamiken des Menstruationszyklus (Östrogen und Progesteron) als auch die Schilddrüsenhormone in Ordnung sein. Fällt eines der beiden Systeme aus der Reihe, hat das eine Auswirkung auf das andere System. 

Wie bekomme ich meine Periode zurück? 

Bevor du irgendwelche Therapiemethoden beginnst (Supplemente, Hormonersatztherapie, Lifestyle oder Ernährung), lass deine Schilddrüsenhormone checken! Brauchst du Unterstützung? Ich begleite dich auf deinem Weg zu einem gesunden Zyklus. Als M.Sc. Medizin, Ernährung und hormonelle Gesundheit bei Frauen stehe ich dir in allen gesundheitlichen Fragen zur Seite. Hier kannst du dir ein unverbindliches Erstgespräch für ein Coaching buchen. 

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